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Beratung und Begleitung im Schreibprozess

Schreibprozess

Der gesamte Schreibprozess mit all seinen verschiedenen Faktoren steht im Zentrum der Schreibberatung. Er umfasst nicht nur die Tätigkeit des tatsächlichen Schreibens, sondern besteht aus verschiedenen Teilprozessen. Auch die Planung und Vorbereitung der Schreibaufgabe gehören zum Schreibprozess. Der Schreibprozess wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Um die Komplexität des Schreibprozesses darzustellen, wurden in der Schreibprozessforschung verschiedenen Modelle des Schreibprozesses entwickelt.

Beispielhaft kann das Modell von Hayes (1996) dienen Hayes unterscheidet zwischen dem Individuum und der Schreibumgebung. Ein grosser Einflussfaktor auf den Schreibprozess auf Seiten des Individuums ist die oder der Schreibende selbst. Hier spielen vor allem Motivation und Emotionen eine grosse Rolle. Beispielsweise hat es einen Einfluss, ob ein Text aus einem inneren Bedürfnis, ein Thema den zukünftigen Lesenden vermitteln will oder ob es sich um eine Arbeit an der Uni handelt, die zugleich Prüfungsleistung ist. Einfluss kann auch haben, ob der*die Schreibende zuversichtlich, motiviert oder ängstlich oder voller Unlust an die Arbeit geht.

Stark im Prozess involviert sind ebenso Gedächtnisfunktionen wie das Arbeits- und Langzeitgedächtnis. Das Arbeitsgedächtnis ist für die kurzfristige Verarbeitung und Speicherung von Informationen zuständig und im Schreibprozess sehr gefordert, da dort sehr viele Prozesse gleichzeitig ablaufen. So wird beispielsweise ein Gedankengang weiterverfolgt, während die*der Schreibende ein Wort schreibt und gleichzeitig überlegt, ob es jetzt an einer anderen Stelle im Satz passender wäre. Im Langzeitgedächtnis sind beispielsweise Handlungsmuster gespeichert, die darüber informieren, wie eine bestimmt Schreibaufgabe zu bewältigen ist. Auch für das Wissen über das Thema, über das geschrieben wird, sprachliches Wissen sowie das Wissen zu den jeweiligen Textsorten ist das Langzeitgedächtnis zuständig. Auch kognitive Prozesse sind von grosser Bedeutung. Hier geht es um die Übersetzung von Gedanken und Ideen in schriftliche Aussagen sowie die Überarbeitung der entstandenen Texte zum Schreibprozess. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch die Textinterpretation, denn gerade für wissenschaftliche Text muss vorgängig auch Wissen erworben werden, welches erfordert, dass aus Texten Informationen gezogen, bewertet und in bereits vorhandene Wissensstrukturen eingebettet werden kann.

Die Schreibumgebung setzt sich aus der sozialen und der physischen Umgebung zusammen. Die soziale Umgebung besteht einerseits aus den Adressat*innen, an die der Text gerichtet ist. Sind die zukünftigen Lesenden strenge Prüfer*innen oder wohlmeinende Interessierte? Einfluss hat beispielsweise auch, ob die schreibende Person ein Umfeld hat, welches sie in ihrem Schreiben unterstützt. Eine Rolle kann auch spielen, ob die Schreibarbeit alleine oder gemeinsam mit anderen verfasst wird und, falls es eine Prüfungsarbeit an der Uni ist, die Beziehung zum*zur Betreuer*in

Mit physischer Umgebung ist einerseits der bisher geschriebene Text und andererseits das Schreibmedium gemeint. Der bisher geschriebene Text beeinflusst das zukünftige Schreiben, je nach dem ob die Schreibenden mit ihrem bereits entstanden Text zufrieden sind oder ob der Text zwischendurch lange liegen bleibt und sie sich jedes Mal nach der Schreibpause wieder in den Text einarbeiten müssen.

Auch die Art des gewählten Schreibmediums kann den Schreibprozess beeinflussen. Wird der Text mit dem Computer oder von Hand geschrieben? Welches Schreibgerät wird dabei verwendet? Ist einem beim Schreiben mit dem Computer das Textverarbeitungsprogramm geläufig und wird mit dem 10-Fingersystem geschrieben? Wird der Text zum Überarbeiten ausgedruckt? Alle diese Punkte haben einen Einfluss auf den Schreibprozess.

Wird in einer Fremdsprache geschrieben, spielen zusätzliche Faktoren eine Rolle. So geschehen meistens Übersetzungsprozesse, welche wiederum das Arbeitsgedächtnis zusätzlich belasten. Zudem spielen beim Schreiben in einer anderen Sprache oft auch unterschiedliche kulturelle Konventionen in Bezug auf Textsorten eine Rolle, welche sich durch die Schreibenden erst bewusst gemacht und erlernt werden müssen.

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AndRea Barbara Trachsel
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