Beratung und Begleitung im Schreibprozess
Jede Textsorte verfügt über jeweils eigene Spezifikationen, welche spezifische Anforderungen mit sich bringen. Strategien, welche beim Schreiben einer Textsorte wunderbar funktionieren, müssen beim Schreiben einer anderen Textsorte nicht zwingend zum Erfolg führen. Beim Schreiben von Textsorten, mit denen der*die Schreibende nicht vertraut ist, können daher Transferprobleme entstehen, weil Wissen und Erfahrung beim Schreiben der einen Textsorte nicht oder erschwert auf das Schreiben von neuen Textsorten angewendet werden können.
Wissenschaftliche Texte haben zum Ziel, möglichst klar und strukturiert Inhalte zu vermitteln und dienen hauptsächlich dem wissenschaftlichen Diskurs und der Wissensvermittlung.
Exzerpte haben zum Ziel, Gelesenes zusammenzufassen und für die Rezipient*innen Bedeutsames herauszustreichen. Ebenso wird hier bereits kommentiert und eigene Gedanken zum Text können und sollen festgehalten werden. Allerdings ist es wichtig, zwischen den gelesenen Inhalten und den eigenen Überlegungen auch später noch gut unterscheiden zu können, da Exzerpte oft auch als Basis für spätere eigene Texte weiterverwendet werden. Exzerpte sollten auch die vollständigen Literaturangaben enthalten und Seitenangaben, um später die Originalbeiträge wieder finden zu können. Zudem ist es sinnvoll, die Exzerpte beispielsweise mit Schlagwörtern zu versehen, um sich aber einer bestimmen Anzahl darin zurechtzufinden.
Eine Haus- oder Seminararbeit ist eine, der im Studium wohl meist verwendeten Textarten. Die Anforderungen variieren beträchtlich. Anforderungen wie das korrekte Verwenden und Zitieren wissenschaftlicher Literatur, das selbständige Bearbeiten eines Themas und die Erarbeitung einer klaren, inhaltlichen Struktur sind aber wohl den meisten Seminar- oder Hausarbeiten eigen. Zudem wird ein wissenschaftlicher Stil und ein einheitliches, den Anforderungen des jeweiligen Fachgebiets entsprechendes Layout verlangt.
Eine Bachelor- oder Masterarbeit gilt in der Regel als Prüfungsleistung für den Abschluss des Studiums. Damit wird die Beherrschung korrekten wissenschaftlichen Arbeitens und die eigenständige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer Fragestellung im Themenbereich des Fachgebiets demonstriert. Dabei kann es sich um eine Literaturarbeit oder um eine empirische Arbeit handeln. Die Anforderungen variieren dabei je nach Studiengang und Universität beträchtlich.
Donec mollis vel arcu et efficitur.Im Gegensatz zur Seminar- oder Hausarbeit steht im wissenschaftlichen Essay das mit Literatur belegte Darlegen des eigenen Standpunkts zu einem bestimmten Thema im Vordergrund. Ein Essay beginnt meist mit einer Einleitung hin zum Thema. Im Hauptteil wird mit Pro- und Kontra-Argumenten der eigene Standpunkt dargelegt. Zum Ende folgt ein Fazit.
Literarische Texte haben in der Regel einen künstlerischen Anspruch. Oft wird dabei nicht nur mit dem Inhalt, sondern auch dem Sprachrhythmus, dem Klang und der emotionalen Wirkung von Worten gearbeitet.
Wie der Name bereits sagt, sind Kurzgeschichten meist eher kurz. Die Handlung wird eher knapp und schnell beschrieben und bleibt auf das Wesentliche fokussiert, die Sprache ist präzise. Die Leser*innen müssen sich die Bedeutung des Textes selbst erschliessen. Die Kurzgeschichte hat keine Einleitung, sondern steigt direkt in die Situation ein und ist auf ein zentrales Thema beschränkt.
Der Roman gehört zur erzählenden Prosa und handelt meist vom Schicksal einer Person oder einer Gruppe von Menschen. Die Handlung ist oft komplex und umfasst mehrere Stränge. Der Umfang ist eher gross und teilweise spielen unzählige Figuren eine Rolle darin. Es gibt sehr verschiedene Romangattungen; vom Kriminalroman, über den Abenteuerroman bis hin zum Briefroman.
Nebst Epik und Dramatik ist die Lyrik die dritte grosse Gattung der Literatur. Lyrik ist ein Oberbegriff und umfasst oft eher kürzere, rhythmische und lautmalerische Texte, die in Versen oder Strophen dargestellt werden. Zudem wecken sie oft starke Assoziationen und verwenden eine bildhafte Sprache. Sie können sich reimen, müssen dies aber nicht tun. Gedichte, Reime, Lieder, Balladen und Oden sind bekannte Vertreter dieser Gattung.
In Märchen werden in eher kurzen prosaischen Texten Elemente der magischen mit Elementen aus der realen Welt verbunden. Dabei sind wie weder an Zeit noch an Ort gebunden und beginnen und enden omeist mit einer Anfangs- und Schlussformel. Meist ist das Schema klar, die Protagonist*innen erleben eine Krisensituation oder eine Prüfung oder müssen sich oder jemanden von etwas erlösen. Am Ende siegt in der Regel das Gute und das Böse wird bestraft. Oft sind Märchen überliefertes Volksgut.
Berufliches Schreiben hat je nach Umfeld und den verlangten Textsorten sehr unterschiedliche Anforderungen. Allen gemein ist sicher eine klare und verständliche Ausdrucksweise und eine logisch aufgebaute Textstruktur. Gerade im beruflichen Schreiben muss das Schreiben oft sehr stark an die Voraussetzungen und Bedürfnisse der Adressat*innen angepasst werden.
Der Bericht stützt sich auf W-Fragen (Wer, Wo, wann, Was, wie Warum etc.) und soll sachlich und übersichtlich über eine Tatsache oder einen Handlungsverlauf informieren. Die Fakten sollten gründlich recherchiert und danach für die Leser*innen in einer leicht lesbaren und verständlichen Textform aufbereitet werden. Die Sprache in einem Bericht ist eher nüchtern und klar und wird ohne Wertung seitens der Schreibenden verfasst.
Geschäftliche Briefe oder E-Mails sind eher sachlich formuliert und konzentrieren sich auf den wesentlichen Inhalt. Mit angemessenen Worten werden Anfragen oder Anliegen formuliert oder Informationsschreiben verfasst. Besonders Geschäftsbriefe aber auch E-Mails verlangen eine formale Struktur, wie beispielsweise eine Anrede und eine Grussformel.
In einem Fachartikel wird ein spezifischer Sachverhalt thematisiert, in dem er systematisch und unter verschiedenen Gesichtspunkten untersucht wird. Entweder basieren Fachartikel ausschliesslich auf Literatur oder sie dokumentieren die Forschung an einem Untersuchungsgegenstand. Sämtliche Quellen werden nachgewiesen und in einem Literaturverzeichnis aufgeführt.
In der Schweiz wird nicht zwischen Motivations- und Bewerbungsschreiben unterschieden. Mit einem Motivationsschreiben wird die persönliche Motivation einer Bewerberin oder eines Bewerbers ausgedrückt und findet sowohl im Rahmen einer Stellenbewerbung oder auch bei Bewerbungen für Stipendien, Stiftungen oder berufsbegleitenden Studiengängen Anwendung. Zudem wird die fachliche Eignung der Bewerber*innen für eine ausgeschriebene Stelle betont. Das bedeutet, dass Kenntnisse, Qualifikationen und Berufserfahrungen herausgestellt werden, welche die besondere Eignung für die bestimmte Stelle begründen. Floskeln sollten vermieden werden und ein gut lesbarer und verständlicher Stil ist von Bedeutung. Zudem werden auch in Motivations- und Bewerbungsschreiben bestimmte formale Kriterien verlangt.
Gemäss Duden ist ein Protokoll eine wortgetreue oder auf die wesentlichen Punkte beschränkte Niederschrift über eine Sitzung oder eine Verhandlung oder ein genauer Bericht über den Verlauf und Ergebnis eines Versuchs, einer Operation oder ähnlichem.
Beim Wortprotokoll werden die Äusserungen der einzelnen Sitzungsteilnehmenden wörtlich festgehalten. Dies ist sehr aufwändig und zeitintensiv und wird nur dort angewendet, wo es auf die wörtlichen Aussagen draufankommt, wie beispielsweise in Gerichtsverhandlungen oder auch in Ratssitzungen.
Verlaufsprotokolle geben den Verlauf einer Sitzung mit allen Diskussionen und Einwänden wieder und enthalten die wichtigsten Kernaussagen
Am häufigsten wird wohl das Beschlussprotokoll geschrieben. Darin werden nur die Beschlüsse ohne die dazugehörigen Diskussionen festgehalten. In der Regel werden auch die Verantwortlichkeiten festgehalten und halten so die aus einer Sitzung entstandenen Arbeitsaufträge fest.
AndRea Barbara Trachsel
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